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Hätte sie besser die Klappe gehalten? Angelina Jolie und ihre Brustamputation

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Ich habe es fast für eine Ente gehalten oder eine dieser typischen Spiegel-Online-Überschriften, die mehr Krawall schlagen, als sie halten können. Aber als mir klar wurde, dass Angelina Jolie sich tatsächlich beide Brüste hat abnehmen lassen, war mein Staunen groß. Das Tomb-Raider-Girl. Beide Brüste! Das ist nicht ganz korrekt, auch wenn es überall so zu lesen ist. Jolie hat sich das Brustgewebe entfernen lassen, sowohl die Brustwarze als auch die Haut blieben erhalten, was den Wiederaufbau der Brust mit Implantaten deutlich erleichtert hat. Trotzdem: Die Brüste sind ab. Der Grund: Jolie trägt ein mutiertes BRCA1-Gen in sich, das für Brust- und Eierstockkrebs verantwortlich ist. Ihr Arzt, so die Schauspielerin, habe ihr erklärt, dass sie ein Brustkrebsrisiko von mehr als 80 Prozent habe. Ihre Mutter sei mit Mitte 50 nach mehr als zehn Jahren Krankheit an eben diesem Krebs gestorben. Das, so schrieb Jolie in der “New York Times” am 14. Mai 2013, wolle sie ihren Kindern ersparen, daher habe sie sich für die Operation entschieden und ihr Brustkrebsrisiko damit auf rund fünf Prozent gesenkt.

Das Medienecho ließ kaum auf sich warten. Ebenso wenig die bewundernden, aber auch die hämischen und bösartigen und natürlich die sexistischen Kommentare. Die bundesdeutsche Familienministerin fühlte sich gar berufen, per Twitter zu vermelden: “Der Gang von Angelina #Jolie an die Öffentlichkeit verdient Respekt – und keine blöden Kommentare.” Inzwischen kursieren im Netz Geschichten, die vor unüberlegten Brustamputationen warnen. Jolie tauge nicht als Vorbild, heißt es dort, und Frauen sollten jetzt bloß nicht überhastet auf den Gedanken kommen, sich selbst für eine solche Operation zu entscheiden. Die “Osnabrücker Zeitung” beschwört sogar ausdrücklich, dass betroffene Frauen – also jene fünf bis acht Prozent der weiblichen Bevölkerung, die ebenfalls das mutierte Gen in sich tragen – “sich auch nicht durch den „Promi-Faktor“ in ihrer Entscheidung unter Druck setzen lassen, sondern sie nur nach einer ausführlichen Beratung treffen” sollten. Klar. Die blöden Frauen, die noch zwei Brüste haben, rennen jetzt alle in die Klinik und lassen sich die Dinger abnehmen. Weil Jolie das ja auch gemacht und erklärt hat, sie fühle sich jetzt immer noch als Frau. Wie dämlich ist das denn?

Hätte Jolie besser die Klappe gehalten? Verdient der Gang an die Öffentlichkeit Respekt? Oder haben wir es mit einem PR-Phänomen zu tun, wie ihr Twittererin Courtney BC (@HeelzNcmbtBootz) unterstellt, die schreibt: “Honestly I feel that it’s just another way for her to get the medias attention, adopting babies from foreign countries isn’t doing it #jolie”.

Das ist mir, um ehrlich zu sein, total egal. Mir sind die Beweggründe, aus denen Jolie den “New-York-Times”-Artikel schrieb, völlig schnuppe. Was mir nicht schnuppe ist, ist, dass hier jemand ihre Prominenz und ihren Status als Sexsymbol eingesetzt hat für – ja – einen guten Zweck. Nämlich Brustamputationen aus der Schäm-Ecke herauszuholen. Jolie wird kaum einen Trend setzen. Aber vielleicht hat dieser Artikel dafür gesorgt, dass nur eine Frau mehr besser damit leben kann, nicht mehr ihr natürliches Holz vor der Hütte zu haben.

Im Übrigen sei noch gesagt: Es ist heftig kritisiert worden, dass die OP, der sich Jolie unterzogen hat, für ärmere Frauen kaum bezahlbar sei. Ja, das stimmt. Aber genau auf diesen Umstand hat Jolie in ihrem Artikel auch hingewiesen. Von den 458.000 Frauen, so schreibt Jolie, die der UN zufolge jährlich an Brustkrebs sterben, stammen die meisten aus ärmeren oder ärmsten Ländern. Sehr wohl ist ihr bewusst, dass Frauen aus diesen Ländern die Kosten von rund 3.000 Dollar, die Jolie allein für den Gentest hat berappen müssen, kaum bezahlen können. Daher fordert sie auch: “It has got to be a priority to ensure that more women can access gene testing and lifesaving preventive treatment, whatever their means and background, wherever they live.”

Daher: Well done, Angelina Jolie!

 


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